I HATE Rigaer Straße

Berlinstories - I hate Rigaer Strasse - Outfit by Visby

Es ist ja nicht so, als hätte diese Stadt und ihre Orte es an sich, dass man sie liebt. Nein… es besteht ein ganz fundamentaler Zusammenhang zwischen den Gefühlen, die wir für gewisse Orte hegen und der Geschichte, die sie für uns haben, Erlebnisse und Begegnungen, die an ihnen statt fanden. Das macht die Liebe zu Orten ja auch soviel zerbrechlicher als zu Menschen. Denn da kann jeder x-beliebige Vollidiot reinmarschieren und einfach eine negative Erinnerung einpflanzen. Die Rede ist mal wieder von meiner geliebten Rigaer Straße, von der es vor einiger Zeit zu lesen gab, wie ich sie eigentlich so lieb gewann. Hier nun also das tragische Ende der Geschichte.

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Kleid: Raasta (bei Visby)

Ich befand mich also eines Abends leicht angeheitert auf meinem seit Neustem üblichen Weg nach Hause und war mächtig gut drauf. Sogar so gut, dass ich ernsthaft mit dem Gedanken spielte bei der Person, wegen der ich überhaupt erst diese Straße zu meinem Heimweg auserkoren hatte, an der Tür zu klingeln. Also blieb ich mitten auf der um diese Zeit nicht mehr sonderlich stark befahrenen Straße vor seiner Haustür stehen und erwägte Pro und Contra dieses Einfalls. Und in ausgerechnet jenem Augenblick betreten zwei Gestalten das Treppenhaus, verlassen es und verschwinden nach ein paar Metern in einer eigenartigen Spelunke namens Paparazzi. Da ich es für möglich hielt, dass es sich bei einem dieser Wesen um die Zielperson handelte, dachte ich mir, wenn schon Stalken dann richtig, und folgte den beiden unauffällig. Und tatsächlich handelte es sich um ihn!!

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Kleid: Raasta (bei Visby)

Leider kamen die beiden so schnell wieder aus dem Laden raus, dass ich keine Zeit mehr hatte, mich hinter die anliegende Blumenrabatte zu werfen, so dass sie mich unweigerlich vor dem Laden herumlungernd vorfanden. Es folgte eine typische „Wow- so ein Zufall. Du hier! Wie geht’s dir?“-Situation, auf die erfreulicherweise die Frage nach meiner Telefonnummer folgte. Der innere Jubel hielt ganze zwei Sekunden, exakt so lange wie ich brauchte, um mich zu erinnern, dass ich vor zwei Tagen mein Handy geschrottet hatte. Aber von der anwesenden und von mir nach 10 Minuten doch schon gehörig genervten Dame (die zum Glück nicht seine Freundin war) kam dann der geniale Vorschlag, wir könnten uns doch einfach fest verabreden. Also einigten wir uns auf Tag und Uhrzeit für den Ort an dem wir uns gerade befanden.

Berlinstories - I hate Rigaer Strasse - Outfit by Visby

Auf dem Heimweg machte ich meiner Straße also erst mal eine Liebeserklärung und fühlte mich wie die Heldin der Nation. Leider wurde mir am nächsten Morgen die unglaubliche Peinlichkeit meines Auftritts bewusst und hinderte mich daran die nächsten Tage meine gewohnte Strecke zu nehmen. Selbstverständlich nur bis zu dem verabredeten Tag, als ich mich in betont lässigen Klamotten, dabei jedoch trotzdem tadellos aussehend, und selbstverständlich 5 Minuten zu spät auf den Weg machte.

Als ich vorm Papparazzi zum Stehen kam, musste ich feststellen, dass er noch nicht da war. Also wartete ich, und wartete, und wartete…. Ganze 20 Minuten wartete ich auf diesen Typen, eine Zigarette nach der anderen rauchend, bis mir der Gedanke kam, dass er vielleicht einfach ein Idiot ist und nicht mehr aufkreuzt. Oder, dass er nicht aufkreuzt, weil ich der Idiot war. Ich weiß es nicht.

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Kopfschmuck: iHeartBerlin.de,
Kleid: Modström (bei Visby)

Das Schlimmste an der ganzen Geschichte ist, dass ich meinen neuen Strecke aufgeben musste, ein Stückchen Heimat, eine liebe Freundin. Es ist wirklich eigenartig, dass einem ein paar hundert Meter so fehlen können. Bis heute hoffe ich noch, an der Straßenecke einen Umzugswagen mit ihm am Steuer vorbeifahren zu sehen, so dass ich sie endlich wieder mein nennen kann: Die Rigaer Straße.

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Outfits: Visby. Model: Anna Werner, Styling: Julia Karutz, Fotos: Frank, Story: Dina

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